Danke an den GoldmannVerlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Titel: Die Stadt des roten Todes
Original: Masque of the Red Death
Autor: Bethany Griffin
Verlag: Goldmann
Preis: 12,99€
Reihe: Ja, der zweite Teil erscheint
auf englisch unter dem Titel „Dance of the Red Death“
Mir gefällt das Cover wirklich gut. Es
ist düster, wunderschön und passt sehr gut zum Inhalt. Ebenso wie
auch der Titel. Wenn ich Punkte für das Cover vergeben würde, dann
würde dieses Cover volle Punktzahl bekommen, weil ich es wirklich
genial und schön farblich abgestimmt finde. Hoffentlich wird auch
das Cover vom nächsten Band so schön.
Eine
junge Frau zwischen Licht und Schatten, zwischen Leben und Tod
Die
Stadt ist von der Umwelt abgeschnitten, ganze Straßenzüge liegen in
Ruinen. Der Regent feiert wilde Feste, während die Bevölkerung von
einer schrecklichen Seuche dahingerafft wird. Nur eine kleine
Oberschicht kann sich durch kostbare Masken vor der Krankheit
schützen. So auch die junge Araby. Doch unter der Last einer großen
Schuld sucht sie Vergessen in den Nachtclubs der Reichen. Dort
begegnet ihr der faszinierende, verführerische William. Und Elliott,
tollkühn, ein Revolutionär. Beide werben um Araby. Und sie muss
sich entscheiden, ob sie sich dem Leben stellen und kämpfen will. Um
ihre Liebe. Um Vergebung für ihre Schuld. Und um die Zukunft.
Seitdem
ihr Bruder gestorben ist, kann Araby an nichts anderes mehr denken.
Es war ihre Schuld, da ist sie sich sicher. Und deswegen hat sie sich
auch verboten jemals etwas zu erleben, das ihrem Bruder verwehrt
blieb. Genauso, wie sie versucht zu vergessen. Mit Hilfe von Drogen
funktioniert das auch... eine Zeit lang. Aber für immer kann sie
nicht vergessen. Ausgerechnet Will, der verführerische Türsteher
des Debauchery Clubs, scheint sie zu verstehen, wenngleich er sie
doch auch verabscheut. Und Elliot, der Bruder ihrer besten Freundin
April, die sie immer mit in den Club nimmt, bietet ihr eine
Möglichkeit zu vergessen. Als April verschwindet, und Elliot Araby
darlegt, dass er einer Organisation, die etwas gegen den
willkürlichen Herrscher unternehmen will, ihn stürzen will,
angehört, kommt sie nicht umhin ihm zu helfen. Auch wenn sie dafür
ihren Vater verraten muss, sich selber in größte Gefahr begibt und
auch Will mit in die Geschehnisse hinein zieht. Das Unrecht, das den
Armen angetan wird, lässt sie verzweifeln. Sie will helfen, will
retten, will Gerechtigkeit, doch das Einzige, das sie bekommt, sind
Intrigen, Machtkämpfe und die Liebe zweier Männer, und das obwohl
sie sich geschworen hat, niemals jemanden zu küssen. Als dann auch
noch eine neue Epidemie ausbricht, genannt „Der rote Tod“, steht
Arabys Welt vollkommen auf dem Kopf, und sie muss sich entscheiden
wem sie trauen kann, und von wem sie sich lieber fern halten
sollte...
Für
mich war Araby eine sehr sympathische Protagonistin. Sie ist
verzweifelt, einsam und kapselt sich auf ihre Weise von der Welt ab,
auch wenn ich nicht verstehen kann, warum sie unbedingt Drogen
braucht. Aber es macht ihren eben auch einen Teil ihres Charakters
aus. Gleichzeitig ist sie auch mutig und stark, unabhängig, aber
auch ängstlich und unsicher. Sie hapert eigentlich nicht großartig
mit dem System in ihrer Welt, gehört sie doch zu den Reichen, und zu
denen, die sich eine Maske leisten können. Doch als sie Will kennen
lernt, und er sich um sie kümmert, als sie ohnmächtig auf dem Boden
liegt, ändert sich ihre Weltanschauung. Vor allem im Hinblick auf
Wills kleine Geschwister. Sie besitzen keine Maske und müssen jeden
Tag die Keime einatmen, die jeder Zeit ihren Tod bedeuten könnten.
So beginnt Araby für Elliots Sache zu kämpfen, selbst wenn das für
sie Gefahr bedeutet, der sie nicht angstfrei gegenüber steht.
Araby
war ein sehr realitätsnaher Charakter. Man kann sie nicht so einfach
einordnen, da es sowohl Situationen gibt, in denen sie sich erwachen
und mutig verhält, aber auch Situationen in denen sie ängstlich,
naiv, manchmal sogar dumm handelt. Trotzdem mochte ich sie, und sie
war sympathisch, gerade weil sie eben nicht perfekt ist und
verschiedene Facetten besitzt. Einzig und allein ihre
Drogenabhängigkeit hat mich ein wenig gestört, weil es mir
teilweise einfach als Mittel zum Zweck vorkam und sie auch nie
wirklich Entzugserscheinungen hatte. Manchmal hat sie sich gewünscht,
dass jemand ein wenig Alkohol im Haus hätte, oder hat ein wenig
geschwitzt, aber ansonsten hatte sie keine „echten“
Entzugserscheinungen. Aber ansonsten war sie sehr sympathisch und
auch realitätsnah.
William
ist ein wenig undurchsichtig. Eigentlich scheint er sehr nett zu
sein, er kümmert sich um Araby und ist freundlich, aber er sagt
auch, dass er Mädchen wie sie eigentlich nicht leiden kann, sie
abschreckend findet. Ab und zu lässt er das Araby auch spüren.
Am
Anfang kam er mir ein wenig zu perfekt vor, aber das hat sich im
Laufe des Buches geändert. Auch er verfolgt seine eigenen Ziele, und
hat nicht die Rolle des treuen Beschützers, selbst wenn es am Anfang
so wirkt. Tatsächlich hat er am Ende eine so schnelle wie auch
krasse Wendung, das ich zwischenzeitlich wirklich an ihm gezweifelt
habe. Dabei passte diese Wendung aber auch zu ihm, weil er einfach
genau aus diesen Gründen handelt würde. Auch er wirkt sympathisch,
und gerade weil er zur Unterschicht gehört und sich um seine beiden
Geschwister kümmern muss, konnte ich seine Handlungshintergründe
verstehen.
Elliot
wirkt wirklich sehr geheimnisvoll. Er ist praktisch der gute „Bad
Boy“ im Buch. Zwar vertritt er „edle“ Ziele, aber die Mittel
mit denen er sie durchsetzten will sind doch ziemlich radikal, wohl
aber auch die einzige Möglichkeit. Dabei ist es ihm jedoch egal ob
Araby zu Schaden kommt. Naja, zumindest bis zu einem gewissen
Zeitpunkt... Schließlich beschützt auch er Araby, wobei diese den
Schutz manchmal gar nicht so nötig hat. Gleichzeitig bleibt er aber
auch eher hart und barsch.
Mir
war auch Elliot sympathisch, wenn ich mich zwischen ihm und Will
entscheiden müsste, würde ich Elliot nehmen. Einfach, weil er noch
ein wenig „cooler“ wirkt. Hoffentlich erfährt man in dem
nächsten teil noch mehr über ihn.
Die
Handlung an sich ist sehr logisch und auch glaubwürdig aufgebaut.
Dabei sind gerade der Wandel in Arabys Gedanken und die Pläne
Elliots sehr interessant. Teilweise hat mir ein wenig die Spannung
gefehlt, weil man in manchen Situationen schon erraten konnte, was
als nächstes passieren wird, aber generell war der Spannungsbogen
gut konstruiert und auch glaubwürdig. Mir hat gut gefallen, dass sie
die Rebellion erst aufbaut, und das Mädchen nicht einfach in eine
Rebellion hinein geworfen wird. Noch dazu gibt es auch logische
Konsequenzen der Rebellion. Nicht alle sind damit zufrieden, es gibt
ein Gegenlager und der „rote Tod“ verschlimmert die Situation
noch einmal. Die Idee mit einer Epidemie ist nicht unbedingt neu,
aber trotzdem irgendwie erfrischend und immerhin ein wenig anders.
Die Masken finde ich dabei gut, da sie auch das eine oder andere
Geheimnis um Arabys Vater, den Entwickler der Masken, enthalten. Das
Ende ist wunderbar gewählt. Offen aber an sich relativ
abgeschlossen. Eben so, dass man sich auf den zweiten Teil freut,
aber nicht wie auf heißen Kohlen sitzt.
Der
Schreibstil der Autorin ist angenehm. Flüssig zu lesen, und
verständlich, dabei aber auch packend und dramatisch. Arabys
Gedanken werden wunderbar rüber gebracht, sodass man ihren
Sinneswandel schön nachvollziehen kann. Außerdem wird auch die
düstere Zukunftsvision schön beschrieben, und stimmungsvoll
aufgebaut. Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen, ich fand es
angenehm alles zu lesen.
Ein
schöner, düsterer Roman, mit einer, wenn man von ihrem
Drogenproblem absieht, tollen Protagonistin, und zwei angenehmen
männlichen Charakteren. Manchmal fehlte ein wenig die Spannung, aber
insgesamt handelt es sich um ein wirklich schönes Buch, das die eine
oder andere vergnügliche Lesestunde hergibt.
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