16.01.2013

Rezension: Serafina

 

Danke an den CBJ Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen
Original: Seraphina
Autor: Rachel Hartman
Verlag: cbj
Preis: 18,95€
Reihe: Ja, der zweite Teil erscheint 2013 auf englisch.
 Das Cover passt auf jeden Fall sehr gut zum Buch, und auch, wenn ich es nicht so schön wie das Originalcover finde, sieht es doch hübsch aus. Eben typisch High-Fantasy. Aber die Farben passen sehr schön zusammen, und der Titel hebt sich durch die Spottlackoptik sehr schon von dem Hintergrund ab. Auch das Motiv passt eben ausgezeichnet zur Story, ebenso wie das Mädchen im Vordergrund.
Insgesamt ein schönes Cover, das in meinen Regal toll aussieht.
 Der Drachenanführer stieß einen Schrei aus, einen Schrei, der den Menschen das Blut in den Andern gefrieren ließ. Zu meiner Verblüffung verstand ich, was er schrie: Köpfe nach unten! Ein Drache entfaltete seine Flügel. Die Menge wogte und schäumte wie ein sturmgepeitschtes Meer. Die Furcht in den Herzen der Menschen gewann die Oberhand: Sie flohen in die Seitenstraßen und trampelten alles nieder. Die Horde riss mich mit sich. Ich stolperte und fiel. Dann wurde es dunkel und ich nahm undeutlich wahr, wie das Geschrei leiser wurde. Plötzlich hatte ich wieder Luft und Raum. Und ich spürte heißen Atem in meinem Nacken.
Ich schlug die Augen auf.
Über mir stand ein Drache.

Noch ahnt Serafina nicht, dass nun ihr Schicksal mit dem der Drachen auf ewig verwoben sein wird. An ihr wird es sein die beiden Völker, Menschen und Drachen miteinander zu versöhnen. Der Mut und die Leidenschaft mit der sich das junge Mädchen dieser Aufgabe stellt, entwickeln zusammen mir der betörend schönen Sprache, in der sich die Geschichte entfaltet, einen Sog, dem man sich auch mit Macht nicht mehr entziehen kann.
 Serafina ist ein außergewöhnliches Mädchen. Zum einen Spielt sie mit hoher Präzision Flöhte, wie ein Drache, aber auch mit Gefühl, wie ein Mensch. Sie muss ihre Taille und ihren Arm immer verstecken. Sie lebt immer in der Gefahr entdeckt zu werden, von den Menschen oder Drachen. Es wäre egal, sie müsste sowieso sterben.
Doch Serafina will trotzdem ein Leben haben, und so geht sie an den königlichen Hof, und hilft dem Hofkomponist, der an Gicht leidet, aus.
Doch dann stirbt der Prinz der Menschen, und es sieht so aus, als wäre dies das Werk eines Drachen. Die alte Angst der Menschen wird neu geschürt, Hass gegenüber den Drachen erwacht von Neuem. Auch Serafina und ihr Onkel, der ein Drache ist, bekommen dies zu spüren. Deshalb beschließt Serafina, dass der Schuldige gefunden werden muss, doch eben das stellt sich als sehr schwierig heraus. Unterstützung erhält Serafina von Lucian Kiggs, dem Bastard des Königs, der mit der noch jungen Thronfolgerin verlobt ist.
Die beiden begeben sich in einige gefährliche Situationen, die auch die Gefühle der beiden entflammen lassen, und schon bald sieht sich Serafina viel mehr Geheimnissen gegenüber, als sie sich jemals hätte träumen lassen. Und viele eben dieser Geheimnisse betreffen sie.
 Serafina ist eine unglaublich angenehme Protagonistin. Zum einen ist sie nicht perfekt. Sie hat Schwächen und Stärken, und auch, wenn ich mich mit ihrer Affinität zu Musik nicht so recht identifizieren konnte, hat mir doch ihre innere Stärke und ihre Entschlossenheit sehr gut gefallen. Weil sie sich den Problemen, die auf sie zukommen stellt, gerät sie in die eine oder andere gefahren volle Situation, doch oft steht ihr jemand beiseite, der ihr helfen kann. Doch dabei lässt sie sich nie wirklich beschützen. Sie akzeptiert Hilfe, aber niemals will sie sich beschützen lassen, was ich als sehr angenehm empfand.
Oft ist sie jedoch auch unsicher, gerade im Bezug auf Kiggs und ihr Drachenerbe, was ich aber durchaus verständlich finde.
Für mich war Serafina eine schöne Protagonistin, die durchaus real wirkte, obwohl sie einer neu erschaffenen Fantasywelt lebt.

Lucian Kiggs in der Bastard des Königs, weswegen er öfter schräg angesehen wird. Dabei ist Kiggs, wie er von seinen freunden genannt wird, eigentlich ein perfekter König. Gütig, tollkühn, ehrlich, offen, freundlich. Und genau das hat ihn ein wenig zu perfekt gemacht. Auch, dass r Serafina immer wieder alles verzeiht und es immer so darstellt, als sei es seine Schuld gewesen, hat mir nicht so gut gefallen. Das heißt allerdings nicht, dass er deswegen uninteressant wäre. Ich habe trotzdem von Anfang an gehofft, dass die beiden zusammen kommen.
Und mehr gibt es zu Kiggs eigentlich gar nicht zu sagen. Ein wenig zu perfekt, aber trotzdem ein toller männlicher Charakter.

Es gibt noch viele andere erwähnenswerte Charaktere, aber wie das in jedem guten Fantasybuch ist, sind es einfach zu viele, um sie alle zu charakterisieren. Zum Beispiel haben wir noch Serfinas Mutter, die tot ist, ihren Vater, der noch lebt zusammen mit einer neuen Frau und neuen Kindern, und ihren Onkel, wie auch alle Personen aus ihrem Garten der Merkwürdigen und noch so viele weiter.
Dazu möchte ich sagen, dass keine der Personen naiv war, was schon mal positiv ist. Sie alle sind unterschiedlich dargestellt, haben Stärken und Schwächen und manche sind so seltsam und merkwürdig, dass man beim lesen ein Grinsen im Gesicht hat. Zumindest ging es mir so.

Der Handlungsverlauf an sich ist ja keine großartige neue Idee, aber ich denke, dass die Kleinigkeiten diesen Roman ausmachen, Zum einen ist es die Idee von Drachen, die sich in Menschen verwandeln, zum anderen auch der Garten der Merkwürdigen, die diesen Roman irgendwie einzigartig machen. Dabei ist der Verlauf logisch aufgebaut. Wer jedoch einen spannenden Krimi in einer Fantasywelt erwartet hat, der wird enttäuscht werden. In diesem Roman geht es viel um Serafina selber und um die Beziehungen zu ihrem Vater, ihrer Mutter, und Kiggs. Dabei gibt es ein echt überraschendes Ende, und auch die zwischenzeitlichen Verdächtigungen sind gut begründet, obwohl ich auf keine reingefallen bin.
Insgesamt eine schöne Geschichte, die durch neue Details und Ideen aufwarten kann, jedoch ab und zu einige Längen aufweist.

Der Schreibstil ist angenehm. Manchmal empfand ich die eine oder andere Beschreibung als zu lang, aber der Sprachstil ist nicht zu blumig, aber auch nicht zu trocken. Insgesamt eine sehr angenehme und flüssig zu lesende Mischung, die mir wirklich gut gefallen hat. Der Schreibstil hilft auch über die eine oder andere Länge im Buch hinweg, obwohl er manchmal auch Längen schaft, wenn eine Szene gnadenlos in die Länge gezogen wird, weil alles eindringlich beschrieben sein muss.
Trotz kleinerer Schwächen ein toller und angenehmer Schreibstil.

Ein toller Roman, der manchmal etwas langatmig ist, und dessen männliche Hauptperson ein wenig zu perfekt ist. Aber weil alle anderen Figuren so eigenartig und toll sind, kann man darüber hinweg sehen, und ich vergebe dafür ein „Gut“.


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